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Letzte Reise nach Osten ?


Als meine Mutter Ende 2013 starb, kam ich das erste Mal wirklich mit dem Thema "Was passiert nach dem Tod" in Verbindung. Und zwar in der Form von: was muss man eigentlich machen, wenn jemand gestorben ist. Das Thema Sterben ist immer noch ein Thema, welches in unserer Gesellschaft nicht wirklich angesprochen wird. Ich denke, dass darum auch so viel Schindluder damit getrieben werden kann.

Es ist alles teuer. Blumenschmuck, Karten, Anzeige, das ganze "Drumherum". Die trauernden Angehörigen begeben sich vertrauensvoll in die Hände des Bestatters und winken oftmals die Vorschläge nur durch. Weil sie gar kein Auge oder Ohr offen haben, um zu entscheiden, was sie nehmen möchten. Erst mit der Rechnung holt sie die teuer Realität ein.

Sie müssen trauern und wollen sich gar nicht damit auseinander setzen, ob der Rand auf der Karte breiter oder schmaler, heller oder dunkler, etc. ist. In meiner Erinnerung liegt ein Schleier auf dem Nachmittag mit dem Bestatter. Das einzige, was ich noch sicher weiss, ist, dass die ersten Seiten der Vorschläge für die Karten sofort überblättert wurden. Darüber habe ich mich damals gewundert, heute vermute ich, dass das die günstigere Abteilung an Karten gewesen ist ... Der Bestatter kommt ins Haus. Schon dadurch macht er sich ein erstes Bild über die - vermeintlichen - Vermögensverhältnisse. Durch die Jahre erkennt er, wo er "ansetzen" kann. Welcher Sarg, welche Karten, Anzeigengröße, Blumenschmuck, Danksagungen, Musik, ... er vorschlagen kann - zur Erleichterung der Angehörigen. Das ist natürlich auch nicht verwerflich. Sicherlich würde das (fast) jeder Kaufmann so machen. Was für uns nur so unfassbar war, dass er uns damals erzählte, dass er stolz darauf wäre, dass sein Unternehmen den Toten in Hamburg einäschern lassen würde. Wir fragten nach. WIE? Und die anderen? Wo würden die eingeäschert werden? Antwort: Polen oder Tschechien ... WAS????? Letzte Reise tatsächlich in den Osten - weil s billiger sei. Aber, wie er betonte, bitte auch keinen Schmuck mit dazugeben, das würde häufig dann gestohlen. BITTE? Einem Toten? Zahngold?? Ich mochte darüber gar nicht weiter nachdenken. War froh, dass wir für meine Mutter einen Bestatter hatten, bei dem eben die Einäscherung in Hamburg Usus wäre. Er erzählte weiter, dass zum Beispiel nur 2 Krematorien in Hamburg Einäscherungen vornehmen. Wenn die Beerdigung günstig sein soll, müssen die Angehörigen damit rechnen, dass der Leichnam nach Tschechien oder Poland gebracht wird. Der Transport und die Einäscherung dort ist immer noch günstiger als in Hamburg.

Einen fahler Geschmack blieb. Im eigenen Land, in der eigenen Stadt können manche Menschen ihre lieben Angehörigen nicht einäschern lassen, weil ihnen das Geld dazu fehlt. Im WWW findet man viele Artikel dazu. Was sind wir für eine Gesellschaft geworden? In der es den Krematorien nicht an Anstand fehlt, auch arme Menschen einzuäschern. Denn das scheint ja der Grund zu sein.

Ich kann Euch Allen nur raten, macht Euch rechtzeitig Gedanken darüber. Sprecht mal einen Bestatter an. Fühlt ihnen auf den Zahn!!! Schaut Euch schon vorher Karten an. Schaut vorher mal auf Friedhöfen, wie und wo Ihr gern enden würdet. Es gibt mittlerweile so viele Möglichkeiten. Allein in Ohlsdorf gibt es mehrere Möglichkeiten der Anonymen Bestattung.

Immer häufiger nutzen Menschen einen Friedwald. Ich habe früher immer gesagt, ich gehöre in die Elbe oder in meinen Garten. Da das zweitere (noch) nicht möglich ist, wäre für mich der Friedwald eine schöne Alternative. In der Natur.

Thematisiert den Tod. Auch den eigenen.

Denn eines Tages ist es soweit. Und nicht nur das Testament sollte dann "griffbereit" liegen.

Damit ersparen wir unseren trauernden Angehörigen eine Menge Antworten auf Fragen, die sie zum Teil völlig überfordern!


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